OP fragt, wir antworten (ausführlich) | Teil 1
Wie stärken Sie den Kirchhainer Einzelhandel nach Corona-Pandemie und Lockdown(s)?
Zunächst einmal, indem wir selbst möglichst lokal einkaufen und unsere Mitmenschen dazu ermutigen, es uns gleich zu tun.
Corona hat verdeutlicht, wie wichtig ein zentral gesteuertes Stadtmarketing, wie in Marburg (Marburg-Liebe.de) oder Stadtallendorf ist, wenn es darum geht, den Einzelhandel zu unterstützen. Hier können Strategien von Spezialisten in gebündelter Arbeitsweise entwickelt und Maßnahmen geplant und umgesetzt werden – angefangen bei der Image-Anzeigenkampagne, welche den Einzelhandel wieder in das kollektive Bewusstsein rückt, bis hin zu mehrtägigen Events. Wir möchten uns für den Aufbau eines solchen Stadtmarketings einsetzen. Für uns ist dabei erst einmal zweitrangig, ob so eine Institution als Verein oder eigenständige Gesellschaft ins Leben gerufen wird.
Natürlich haben wir aber auch zahlreiche Ideen, die zur Stärkung des Einzelhandels verwendet werden können. Vorrangiges Ziel aller Maßnahmen muss es sein, den Menschen Anreize zu bieten, nach Corona wieder die lokalen Geschäfte aufzusuchen – also sie quasi „umzugewöhnen“. Ein möglichst breit einsetzbarer Kirchhain-Gutschein (siehe „Themen“ unter 2.5.) sowie Ein-Tages-Veranstaltungen oder -Aktionen (z.B. Märkte, „Kirchhain, sehen, hören, genießen“) sehen wir aber nur als kleinen Teil eines ganzen Maßnahmenplans, der für dauerhaften Erfolg nötig ist.
Der erste Schritt eines solchen Maßnahmenplans kann eine Anzeigenkampagne (z.B. im Kirchhainer Anzeiger) sein, welche den Einzelhandel und Innenstadt wieder, wie bereits erwähnt, in das kollektive Bewusstsein rückt. Darüber hinaus könnte man Videoclips erstellen, in denen sich die Einzelhändler mit ihrem Angebot vorstellen. Diese Clips können dann online veröffentlicht werden und auch in der Print-Kampagne kann man darauf verweisen.
Wie bereits erwähnt, sehen wir Ein-Tages-Veranstaltungen, die in der Vergangenheit unter dem Motto „Kirchhain, sehen, hören, genießen“ durchgeführt wurden nur als kleinen Teil eines größeren Maßnahmenplans. Konzerte oder Open-Air-Kinoabende beleben zwar die Innenstadt, jedoch nur innerhalb eines kleinen Zeitfensters und der Einzelhandel spielt dabei eher eine Nebenrolle. Besser sind dann schon verkaufsbezogene Aktionen wie „Ab in die Stadt“ oder Markttage. Wir möchten aber noch zusätzlich Aktionen ins Leben rufen, die ohne großen Kostenaufwand über einen deutlich längeren Zeitraum Anreize schaffen, die Innenstadt – und damit auch die dort ansässigen Geschäfte zu besuchen. So könnte man z.B. weitere Fotoausstellungen (wie zu 40 Jahre Fußgängerzone) durchführen. Auch Kunst- und Skulpturenausstellungen oder Wettbewerbspräsentationen (wer bemalt z.B. am schönsten eine Gänseskulptur) wären denkbar. Ebenso könnten „Einkaufs-Ralleys“ und Rätselaktionen durchgeführt werden. Bei Ersterem würden Kunden z.B. über verschiedene Geschäfte bei ihrem Einkauf Stempel sammeln, bei Zweiterem müssten sie die Geschäfte aufsuchen, um dort Teile eines Rätsels zu finden. Eine weitere Aktion könnte auch ganz konkret ein „Kirchhainer Gänserennen“ auf der Wohra sein, dass sich am Marburger Entenrennen orientiert. Die Gänse könnten vorab ebenfalls nur in den Kirchhainer Geschäften zum Verkauf angeboten werden.
Schlussendlich gäbe es dann noch die Anreize mit dauerhaften Laufzeiten, wie kostenloses Parken an Samstagen oder für Stammkunden der Innenstadt, die z.B. häufig über die KirchhainCARD punkten.
Mit Aktionen und Events allein ist es aber nicht getan. Der Einzelhandel hat es vor allem schwer, sich gegenüber der digitalen Konkurrenz, dem Onlinehandel, zu behaupten. Aufbau und Betrieb eines eigenen Onlineshops ist mit sehr viel zeitlichem und finanziellem Aufwand verbunden, der durch zahlreiche Rechtsvorschriften noch verstärkt wird. Dennoch ist auch der stationäre Einzelhandel auf digitale Sichtbarkeit angewiesen, denn häufig suchen Endverbraucher online nach Artikeln und Produkten.
Wir möchten uns dafür stark machen, Kirchhainer Einzelhändler und Direktvermarkter unter dem Dach eines lokalen oder regionalen Einkaufsportals (z.B. zusammen mit Rauschenberg und Amöneburg) zu vereinen, wie in unseren Themen unter 2.4. beschrieben. Dabei muss das Einkaufsportal nicht zwingend von jedem Einzelhändler als Onlineshop betrieben werden. Einzelhändler könnten ebenso andere Möglichkeiten der Kommunikation und des Vertriebs nutzen – von der einfachen digitalen Visitenkarte über die des digitalen Schaufensters bis hin zum sogenannten „click and collect“ (also Ware online auswählen und im Geschäft abholen und bezahlen).
Last but not least zeigen Studien, wie wichtig ein großes Angebotsspektrum in der Innenstadt für die Gesamtattraktivität einer Stadt ist – was wiederum zu häufigeren Einkäufen in den dort ansässigen Geschäften führt. Wir müssen daher also alles dafür tun, Verkaufsflächen in Kirchhain nicht nur zu erhalten, sondern darüber hinaus auszubauen. Ein möglicher Weg dorthin, kann über die Einführung von Richtlinien zur Förderung der Ansiedlung und Fortführung von Einzelhandelsgeschäften und Gastronomiebetrieben sein (in unseren Themen unter 3.2. beschrieben).
Man merkt schnell an unseren Ausführungen, Möglichkeiten gibt es viele, wie man den Einzelhandel in Kirchhain stärken könnte. Noch gar nicht erwähnt wurden u.a. neben den Parkgebühren finanzielle Stellschrauben der Stadtverwaltung, wie z.B. vergünstigte Marktstandgebühren oder Erlass der Außenbestuhlungs-Gebühren für die ebenso vom Lockdown hart getroffene Gastronomie. Doch was nützt der längste Wunschzettel, wenn kaum Geld vorhanden ist, um diese Wünsche auch umzusetzen? Daher ist es wichtig, im Dialog mi den Bürgerinnen und Bürgern zu erörtern, was ihnen… was uns der Erhalt unseres Einzelhandels wert ist. Anschließend sollten die Maßnahmen nach Kosten/Nutzen priorisiert, Fördertöpfe erschlossen und umgesetzt werden.